Didaktische Übung: Digitale Alterskluft

Autor*innen: Danijela Birt, Jadranka Brkić-Vejmelka, Ines Cvitković Kalanjoš
Tags:  Digitalisierung, Digitale Kompetenz, Digitale Kluft, Digital Gender Gap, Digital Queer Gap, Digitale Kultur, Digitale Inklusion

Digitale Alterskluft bedeutet, dass es basierend auf dem Alter einer Person unterschiedliches Vorwissen und andere Kompetenzen geben kann bezüglich der Nutzung der digitalen Welt. Die Digitalisierung ist weltweit sehr unterschiedlich fortgeschritten, sogar innerhalb Europas. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Nutzung digitaler Medien durch ältere Menschen: Geschlecht, sozioökonomischer Status, Verfügbarkeit entsprechender Infrastruktur, Bildung, Standort (ländlich/städtisch), Motivation usw. Die digitale Alterskluft wird immer größer, da die 65+ Bevölkerung ebenfalls wächst. In den EU-Mitgliedsstaaten wird diese Gruppe im Jahr 2019 auf 20,3% der Gesamtbevölkerung ansteigen. Da sich die Technologie immer weiter entwickelt, kann sie aber auch gleichzeitig eine Lösung bieten, um die digitale Alterskluft zu verkleinern oder sogar zu überwinden.

Die Grundidee

Zu Beginn wird das Konzept der digitalen Alterskluft gelesen. Viele ältere Menschen, die nicht über die neuesten digitalen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, laufen Gefahr, aus der digitalen Welt ausgeschlossen zu werden. Beispiele aus dem täglichen Leben zeigen, dass die digitale Kluft zwischen älteren und jüngeren Menschen immer größer wird. Ziel dieser Übungen ist es, die Schüler*innen auf die Alterskluft bezüglich der digitalen Welt aufmerksam zu machen. Dazu kann zu Beginn ein sogenanntes „Assoziationsspiel“ in der Klasse durchgeführt werden. Schüler*innen, aber auch die Lehrkraft sollen in einem Wort oder Bild ausdrücken, was ihnen zur digitalen Alterskluft einfällt. Damit kann die Vielzahl an Aspekten und Herausforderungen aufgezeigt werden, die mit diesem Konzept verbunden sind.

Probiere es aus

Beispiel 1:

Legen Sie gemeinsam mit Ihren Schüler*innen, sichere Passwörter für den privaten Gebrauch fest. Um sie sich leichter zu merken, können Sie auch sogenannte „Passwortmanager“ in der Klasse vorstellen, die man sich auf das eigene Smartphone laden kann.

Werfen Sie dann gemeinsam einen Blick auf die Datenschutzeinstellungen in sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, Twitter etc.) und zeigen Sie ihren Schüler*innen, wie sie sich selbst schützen können. Ein Beispiel wäre die Einstellung, dass nur ausgewählte Personen die Inhalte auf der eigenen Facebook-Seite sehen.

Gehen Sie auch die Datenschutzrichtlinien von anderen Webseiten durch. Es können Seiten sein, auf denen Sie oder ihre Schüler*innen einkaufen, recherchieren, Bankgeschäfte tätigen oder mit Freund*innen chatten. Sprechen Sie gemeinsam über die Vorteile, aber auch über die Sicherheitsrisiken. Zusätzlich können Sie auch ein kleines Notizbuch zur Verfügung stellen, in das Benutzername und Passwort eingetragen werden können. Folgende Fragen können Ihnen bei der Diskussion helfen:

  • Wie wirken sich Fragen der digitalen Sicherheit auf unser Leben aus?

  • Brauchen ältere Menschen andere Sicherheitsmaßnahmen, und wenn ja, warum?

  • Was halten Sie davon, wichtige Wörter/Passwörter zu speichern?

  • Welche Bedeutung hat die Datensicherheit in der digitalen Welt?

Beispiel 2:

Helfen und motivieren Sie älteren Menschen in ihrer Familie oder der Nachbarschaft sich genauer mit der digitalen Welt auseinanderzusetzen. Die Schüler*innen bekommen dazu die Aufgabe ihren Großeltern, oder anderen älteren Menschen in ihrem sozialen Umfeld zu erklären, wie man eine E-Mail schreibt und versendet (sollten diese Personen noch keinen Mailaccount haben, kann dieser vorher erstellt werden). Die Idee ist, dass die ausgewählten Personen danach eine Mail an Freund*innen oder Familienmitglieder schreiben und auch abschicken.

Überlegen Sie sich als Lehrkraft:

  • Wären Sie in der Lage eine Art Fortbildung für Schüler*innen vorzubereiten zum Thema „Die digitale Welt im Alter“.

  • Wie könnte man Schüler*innen für die Arbeit mit älteren Menschen sensibilisieren?

Beispiel 3:

In diesem Beispiel wird das Internet benutzt. Beginnen Sie nach einem bestimmten Begriff zu suchen und recherchieren Sie dazu weiter. Was genau sie suchen, bleibt Ihnen überlassen. Überlegen Sie während der Recherche, welche Hürden es für ältere Menschen bei der Internetsuche geben könnte und wie man diese lösen kann. Versuchen Sie danach eine geeignete Seite für digitales Lernen zu finden, am besten kostenlos. Ein Beispiel finden Sie bereits unter folgendem Link: https://seniorplanet.org

  • Kennen Sie Initiativen in Ihrer Gemeinde, die die digitale Kompetenz älterer Menschen fördern?

  • Wie viel Aufmerksamkeit schenkt Ihre Schule dem Thema der digitalen Kompetenz, insbesondere für ältere Mitarbeiter*innen?

Beispiel 4:

Es gibt bereits einige Technologien, die es älteren Menschen ermöglichen, die digitale Welt und ihre Technologien für sich zu nutzen. Ein Beispiel wäre das sprachaktivierte Internet-of-Things (IoT). Hier können Haushaltsgeräte mit Sprache eingeschaltet und gesteuert werden, was Personen mit eingeschränkter Mobilität eine Hilfe sein kann. Des Weiteren gibt es KI-gestützte Spracherkennungssysteme, die die Kommunikation für ältere Nutzer*innen verbessern können. Laden Sie sich eine Bedienungsapp für ein sprachgesteuertes Haushaltsgerät herunter und analysieren Sie gemeinsam mit den Schüler*innen ob sie geeignet ist für ältere Menschen. Probieren Sie einige der Funktionen aus (wenn möglich) und diskutieren sie darüber. Wo finden Sie sich selbst in dem Konzept der digitalen Alterskluft wieder? Wo würden Ihre Schüler*innen Sie einordnen?

Beispiel 5:

Einige Apps können mit Smartphones und Smartwatches heruntergeladen werden, wie zum Beispiel diverse Fitnessfunktionen: „Schrittzähler“, „Fitbit“ (https://www.fitbit.com/global/eu/home), „MyFitnessPal“ (https://www.myfitnesspal.com) und „Health“ (https://www.health.com/#main). Die Nutzung der digitalen Welt entwickelt sich sehr schnell weiter.

  • Ist es für Sie möglich, (alle) Neuerungen in der digitalen Welt zu verfolgen?

  • Ist es für ihre Schüler*innen möglich immer über die neuesten Funktionen informiert zu sein? Was ist der Unterschied zwischen Ihnen und ihren Schüler*innen? Gibt es einen Unterschied?

  • Inwiefern könnte die immer schnellere Entwicklung der digitalen Welt frustrierend sein für ältere Menschen?

Austausch mit Kolleg*innen

Diskutieren Sie mit Ihren Kolleg*innen und Schüler*innen über die digitalen Alterskluft. Was sind die häufigsten Herausforderungen? Schlagen Sie kurze, monatliche Treffen (persönlich oder online) vor, um aktuelle Probleme ohne Bewertungen bei der Nutzung digitaler Anwendungen zu besprechen.

Die Beispiele und Materialien, die Sie bei der Arbeit mit Ihren Schüler*innen erstellen, können Sie mit Kollegen*innen in der Schule teilen. Wir schlagen vor, dass Sie sie auch über die Digital Inclusion Map auf www.digitclue.net teilen. Die D.I. Map ist eine Weltkarte, auf der Sie Ihre eigenen Projekte, Materialien und Ideen eintragen und Kommentare zur digitalen Kompetenz hinterlassen können.

Weiterdenken

Versuchen Sie, über die Bedeutung des Altersunterschieds im Zusammenhang mit der Digitalisierung nachzudenken und was es für den Einzelnen bedeutet. Überlegen Sie welche verschiedenen Herausforderungen mit der digitalen Welt es für Sie geben könnte, wenn sie, 20, 40, 60 oder 80 Jahre alt sind.